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Der Ärmelkanal in der Nordsee, ein erstaunlicher Faunenwandel!
Inzwischen sind einige Arten aus "Mediterranien" auch in der Nordsee angekommen. Je wärmer die Nordsee infolge mangelnden Klimaschutzes wird, desto mehr dieser wärmeliebenden Arten dürfen wir hier in der Zukunft erwarten. Manche davon -
Die Fauna des Ärmelkanals in der Nordsee:
Ebenfalls 2018 fand ich das erste Mal eine Krabbe aus dem Ärmelkanal im Beifang eines Kutters, die bisher noch nicht aus der Deutschen Bucht bekannt war. Nämlich Xaiva biguttata, eine Verwandte unseres einheimischen "Dwarslöpers" (d.h. der Strandkrabbe Carcinus maenas). Darüber hinaus kann aber auch einige andere Faunenänderungen beobachten. Nämlich die Etablierung der Ottermuschel Lutraria lutraria vor den Ostfriesischen Inseln, das Auftreten des bis zu 20 Zentimeter langen Opalwurms Nephthys hombergii und das Auftauchen kleiner Kammmuscheln der Art Aequipecten opercularis, welche in der Irischen See sogar kommerziell befischt wird. Weiterhin sollten uns Arten wie die Streifenbarbe Mullus surmuletus zu denken geben, denn diese verweilen mittlerweile immer länger im deutschen Wattenmeer. Das heißt, dass diese wandernden Fischarten aus dem Süden inzwischen sogar bis zum Dezember von unseren Fischern als Beifang angelandet werden... Ein weiterer Wandel vollzieht sich weitgehend unbemerkt bei den Miesmuscheln: Hier dringt die Französische Miesmuschel Mytilus galloprovincialis immer weiter nach Norden vor, wo sie sich dann mit unserer einheimischen Miesmuschel Mytilus edulis kreuzt. Daraus entstehen dann Hybride, die man kaum noch einer Art eindeutig zuordnen kann. Gleiches gilt für unsere einheimische Strandkrabbe Carcinus maenas, die sich mit der Mittelmeer-
Update 2019:
Auch in diesem Jahr zeigte sich das Nordseewasser wieder von seiner warmen Seite. Bereits im April ließen sich im Norddeicher Hafen Felsengarnelen in großen adulten Scharen auffinden, dann verschwanden sie während der Hitzewelle vorübergehend und kehrten im August zahlreich und mit vielen Jungtieren zurück. Während des warmen Frühjahrs und Sommers fingen die Krabbenfischer wie auch im heißen Vorjahr 2018 kaum die sonst üblichen und typischen Beifänge wie etwa den Roten Knurrhahn oder gar Aalmuttern und Seeskorpione. Insbesondere die letzteren konnte man noch in den Jahren 2012 und 2013 manchmal gemeinsam mit Butterfischen an den Hafenpontons zwischen Algen auffinden. Dieses und letztes Jahr aber war weit und breit kein einziger juveniler Seeskorpion zu sehen. Darüber hinaus scheinen die Bestände an Seezungen und Schollen in der südlichen Nordsee stark rückläufig zu sein. Ursachen hierfür könnten die Stromtrassen der Offshore Windkraft Anlagen und die Erwärmung der südlichen Nordsee sein. Sollte in näherer Zeit der Seehundbestand abwandern oder gar zusammenbrechen wäre das ein weiteres Indiz für den Klima-
Beifänge unserer Krabbenfischer aus Norddeich vom Oktober 2019:
Die Kleine Pilgermuschel Aequipecten opercularis und der Ährenfisch Atherina presbyter. Bedenklich ist, dass die Kleinen Pilgermuscheln inzwischen bereits mit Größen von etwa 30mm aufgefunden werden. Sie profitieren vom immer wärmeren Wasser in der südlichen Nordsee. Gleiches trifft auf die etwa 100mm langen Ährenfische zu: Sie laichen im Ärmelkanal und ziehen dann Richtung Norden. Auch sie laben sich an dem üppigen Plankton, welches infolge der Erwärmung des Nordseewassers andere Vermehrungsraten als noch vor wenigen Dekaden erreichen dürfte. Solche Arten sind Indikatoren großer Änderungen, die auf unser Klima zukommen. Sie sind Vorboten eines Faunenwandels, welcher eines nicht mehr allzu fernen warmfeuchten Tages unsere kleine Küstenfischerei obsolet machen und unseren Küstenverlauf dramatisch verändern könnte.
Weitere interessante Beifänge aus dem November 2019:
Vor der Insel Norderney gingen einem Fischer mehrere kleine Seeteufel der Art Lophius piscatorius ins Netz. Sie waren teilweise nur etwa 20 Zentimeter lang und gelangten dann auf den Norder Fischmarkt, wo ich sie auffand. Selbstverständlich kommen Seeteufel auch in unseren Gewässern vor, aber dann sind sie meist erheblich größer und werden auch in entsprechenden Tiefen gefangen. Solche kleinen Exemplare werden dagegen häufig von den britischen Fischern in Südengland gefangen -
2020, ein interessant schizophrenes Jahr für die Meeresfauna:
Eigentlich müsste sich jeder Naturfreund über die starken Einschränkungen der Krabbenfischerei wegen der Corona-
Update, 2021:
Auch in diesem Juni ging den Fischern wieder ein subtropischer Stechrochen der Art Dasyatis pastinaca ins Netz. Solche Tiere fing man früher nur in exorbitant heißen Jahren. Das heißt so alle 5 bis 10 Jahre einmal. Nun aber gehen sie also jedes Jahr ins Netz...
Update, Januar und Februar 2022:
Selbst im Januar und Februar 2022 konnte ich mit dem Kescher Garnelen der Gattung Palaemon im Hafen von Norddeich fangen. Diese hätten eigentlich in tiefem Wasser überwintern müssen. Offensichtlich findet hier die Jahreszeit Winter nicht mehr statt. Ein Kutter landete im Januar wieder ein Blaumäulchen (Helicolenus dactylopterus) an. Vermutlich flüchten diese Fische aus dem zu warm gewordenen Ärmelkanal nach Norden, wo sie dann in unseren flachen Prielen landen...
Siehe: Feuer! In der Nordsee...
Es ist wirklich erstaunlich, wie egal den meisten Menschen dieser großflächige Schwelbrand in dem kleinen Meer vor unserer Haustür ist. Und auch den Behörden scheint das nicht besonders wichtig zu sein... Inzwischen vermute ich, dass der Meeresspiegel in den nächsten 30 Jahren um 2-
The English Channel in the North Sea, an amazing faunal change!
In the meantime, some species from "Mediterranean" have also arrived in the North Sea. The warmer the North Sea becomes due to a lack of climate protection, the more of these heat-
The fauna of the English Channel in the southern parts of the German Bight:
Also in 2018, I found a crab from the English Channel for the first time in the bycatch of a cutter, which had not been known from the German Bight before. Namely Xaiva biguttata, a relative of our native "Dwarslöper" (i.e. the green shore crab Carcinus maenas). Beyond that, however, some other faunal changes can be observed. Namely, the establishment of the otter clam Lutraria lutraria off the East Frisian Islands, the appearance of the opal worm Nephthys hombergii, up to 20 centimetres long, and the emergence of Queen scallops (Aequipecten opercularis), which is even fished commercially in the Irish Sea. Furthermore, species such as the striped mullet Mullus surmuletus should give us pause for thought, because they are now staying longer and longer in the German Wadden Sea. This means that these migratory fish species from the south are now even being landed by our fishermen as by-
Update 2019:
This year, the North Sea water again showed its warm side. As early as April, large adult flocks of rock shrimp could be found in Norddeich harbour, then they temporarily disappeared during the heat wave and returned in August in large numbers and with many juveniles. During the warm spring and summer, as in the hot previous year 2018, the shrimp-
By-
More interesting by-
A fisherman caught several small devilfish of the species Lophius piscatorius off the island of Norderney. Some of them were only about 20 centimetres long and then ended up at the Norder fish market, where I found them. Of course, anglerfish also occur in our waters, but then they are usually considerably larger and are also caught at corresponding depths. Such small specimens, on the other hand, are often caught by British fishermen in southern England -
2020, an interestingly schizophrenic year for marine fauna:
Actually, every nature lover should be happy about the severe restrictions on crab fishing due to the corona pandemic. But: although the weather on land at the coast of Lower Saxony is considerably colder this summer than in 2018 and 2019, fishermen caught a stingray of the species Dasyatis pastinaca in June 2020, which even belongs to the tropical/subtropical fauna circle. And in the Baltic Sea, a 2.35-
Update, 2021:
This June, the fishermen once again caught a subtropical stingray of the species Dasyatis pastinaca. In the past, such animals were only caught in exorbitantly hot years. That is, once every 5 to 10 years. But now they seem to be caught every year...
Update, January and February 2022:
Even in January and February 2022 I was able to catch shrimps of the genus Palaemon in the harbour of Norddeich. These should actually have hibernated in deep water. Obviously, the season of winter no longer takes place here. A shrimp-
See: Fire! In the Wadden Sea...
It is really amazing how indifferent most people are to this large-
Kleine Pilgermuschel Aequipecten opercularis, ca. 30mm. Gefangen im Herbst 2019 vor Juist. Besonders auffällig waren Farbe und Größe der gefangenen Muscheln, von denen ein Krabbenfischer etwa 100 Exemplare angelandet hatte. Alle waren etwa 20 bis 40mm groß und hatte Farben von rot, pink, beige und gelblichen Farbtönen, welche den Farben tropischer Muscheln nicht nachstanden!
Queen scallop, Aequipecten opercularis, approx. 30mm. Caught off Juist in autumn 2019. The colour and size of the caught mussels were particularly striking. A shrimp-
Ähren-
Sand smelt, Atherina presbyter. This species has been caught more and more frequently in spring and autumn in recent years. It migrates north from the English Channel after spawning and now stays there longer and longer as the water here has become pleasantly warm for it.
Feueralarm! Aus der Nordsee…
Oder: Was uns die Kreaturen der Nordsee sehr dringend sagen möchten! Ein Update aus dem Jahre 2024
Fische, die sich in der südlichen Nordsee nunmehr im Frühjahr und im Herbst vermehren… Die Fischer fangen plötzlich Tiefwasserarten in flachen Prielen… Häufige Arten werden urplötzlich selten… Arten aus den Tropen tauchen wie aus dem Nichts auf… Subtropische Arten pflanzen sich erfolgreich in der südlichen Nordsee vor den Ostfriesischen Inseln fort… Die Vorkommen vieler Wirbelloser und diverser Fischarten dehnen sich immer weiter nach Norden aus… Und wo kommt bloß plötzlich diese riesige Meeresschildkröte her? Das alles ist ein klarer Beleg dafür, dass sich eine Hitzewelle unter der Meeresoberfläche mit zunehmender Geschwindigkeit von Süden nach Norden schiebt. Die aus der Väter Tagen bekannte Jahreszeit namens "Winter" fand seit 2019/2020 in der südlichen Nordsee offensichtlich gar nicht mehr wirklich statt... Die Temperatur-
Fire alert! From the North Sea...
Or: What the creatures of the North Sea urgently want to tell us! An update from the year 2024
Fish that are now reproducing in the southern North Sea in spring and autumn... Fishermen are suddenly catching deep-
Ärmelkanalkrabbe, Xaiva biguttata. Gefangen im Sommer 2018 vor Juist. Diese Art war bis zu diesem Datum aus der Deutschen Bucht nicht bekannt, wohl aber aus dem Ärmelkanal!
English Channel crab, Xaiva biguttata. Caught in summer 2018 off Juist. This species was not known from the German Bight until this date, but it is well known from the English Channel!
Processa canaliculata, ca. 40mm. Juli 2018, gefangen vor Juist. Im Herbst 2018 fand ich in 10 Kilo ungesiebten Sandgarnelen nur ein bis zwei Exemplare dieser Garnelenart. Im Herbst 2019 dagegen fand ich in der gleichen Menge ein gutes Dutzend. Auch im September 2020 war die Art im Beifang vertreten.
Processa canaliculata, ca. 40mm. July 2018, caught off Juist. In autumn 2018, I found only one or two specimens of this shrimp species in 10 kilos of unsieved true shrimps. In autumn 2019, on the other hand, I found a good dozen in the same quantity. In September 2020, the species was also present in the bycatch.
Streifenbarbe, Mullus surmuletus, ca. 120mm. Gefangen vor Juist, September 2015. Inzwischen ein regelmäßiger Beifang von April bis Dezember.
Striped mullet, Mullus surmuletus, approx. 120mm. Caught off Juist, September 2015, now a regular by-
Gestreifter Schleimfisch, Parablennius gattorugine, ca. 100mm, Juni 2016, gefangen vor Juist. Im Frühjahr 2020 von diversen Kuttern gefangen; die Art hat sich offensichtlich vor den Ostfriesischen Inseln etabliert, von wo sie seit 2016 nachgewiesen wurde.
Tompot blenny, Parablennius gattorugine, ca. 100mm, June 2016, caught off Juist. Caught by various shrimp-
Zwergeinsiedler, Diogenes pugilator, 20mm. (Im Gehäuse der Wendeltreppe Epitonium clathrum). August 2016, gefangen vor Juist. Die Art scheint sich inzwischen vor den Ostfriesischen Inseln etabliert zu haben.
Dwarf hermit, Diogenes pugilator, 20mm. (In the wentletrap Epitonium clathrum). August 2016, caught off Juist. The species now seems to be established off the East Frisian Islands and has reached the German Bight.
Ottermuschel, Lutraria lutraria. Gefangen im Herbst 2017 vor Norderney. Anmerkung dazu: Ein Kutter brachte mir mehrere lebende Exemplare mit, wie auch schon im Jahr 2016. Auch 2019, 2020 und 2021 wurde die Art gefangen. Man kann daraus auf das Vorhandensein einer etablierten Population vor den Inseln Juist und Norderney schließen. Die Schalengrößen von 80 bis 100 mm lassen auf ein Alter von 8-
Stielaugenkrabbe, Goneplax rhomboides. Eine Schere dieser Krabbe (im Vordergrund) fand sich zwischen Kaisergranaten, die im September 2020 vor der holländischen
Küste gefangen wurden. Man kannte die Art bisher nur aus dem Mittelmeer und von den britischen Küsten; nun wurde sie offenbar auch vor Holland gefangen...
Angular crab, Goneplax rhomboides. A claw of this crab (foreground) was found among Norway lobsters caught off the Dutch coast in September 2020. The species was previously only known from Mediterranean and British coasts; now it has apparently also been caught off Holland...
2021 ging einem Krabbenfischer in der Nähe der Wesermündung ein Meeraal der Art Conger conger ins Netz. (Das Foto zeigt Aquarienaufnahmen eines anderen Exemplars wegen urheberrechtlicher Gründe). Meeraale kommen zwar auch in unseren Breiten gelegentlich vor, doch sind solche Fänge eher selten, da diese Tiere Höhlen und feste Substrate bevorzugen, welche ihnen die Deutsche Bucht eigentlich nicht bieten kann. Möglicherweise finden sie jedoch in der Nähe der Offshore-
In den Jahren 2020 und 2021 fing ein und derselbe Krabbenfischer einen subtropischen Stechrochen der Art Dasyatis pastinaca. Solche Fänge waren früher selten und ereigneten sich alle fünf bis zehn Jahre, wenn die Sommer exorbitant heiß waren. Inzwischen scheinen diese Tiere in der südlichen Nordsee jeden Sommer präsent zu sein. Dieses kann man mit Sicherheit als einen eindeutigen Beleg des Klimawandels werten. Das Foto zeigt aus urheberrechtlichen Gründen ein professionell konserviertes Exemplar, welches man jetzt in der Ostseestation in Lübeck-
Bereits die Fänge der norddeicher Krabbenfischer des Frühsommers 2016 zeigten deutlich eine gravierende Erwärmung der südlichen Nordsee an. Im Mai wurden Tintenfische (Sepia officinalis) und Kalmare (Loligo forbesii) gefangen. Oben links wurde eine "Spargelqualle", das Eigelege des Forbes-
The catches of the German shrimp-