Fakten über die Historie der Nordseefauna - Nordseefauna2016

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Fakten über die Historie der Nordseefauna

 

Warum es in der Nordsee bereits Viertel nach Zwoelf ist...

Die politisch Verantwortlichen behaupten gerne, dass in den letzten Jahren viel für den Schutz der Umwelt getan worden sei. Nordseefauna.org erlaubt es sich an dieser Stelle, auf einige unbequeme Fakten hinzuweisen, die unwiderlegbar feststehen. Der geneigte Leser kann sich das in Kurzform durch den Kopf gehen lassen und dann seine eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen...
Doch ich muss Sie vorab warnen: Lesen gefährdet die Dummheit!

Was gab es früher? Und was ist davon noch übrig? Hier ist eine Chronik des faunischen & florischen Niederganges in Kurzform...

Um 1800 musste die Rochenfischerei im Watt, die einst ein königliches Privileg war, aufgegeben werden. Man fing kaum noch Rochen. Der Grund: Durch Landgewinnungsmaßnahmen war Mutterboden auf weite Teile des Watts gelangt. Die Rochen mieden fortan die für sie zu schlammig gewordenen Areale.

Etwa um 1900 war die Europäische Auster (Ostrea edulis) aus der deutschen Bucht so gut wie verschwunden. Die Ursache: Wasserverschmutzung durch Industrieabwässer.

Bis zu den 1930er Jahren gab es ausgedehnte Bestände des Kleinen Seegrases (Zostera nana). Diese verschwanden jedoch aufgrund von Krankheiten, die aus anderen Meeresteilen eingeschleppt wurden. Übrig blieben kleine Zosterainseln, die mit den ursprünglichen Seegraswiesen nichts mehr gemein haben. Mit dem Verschwinden der Zosterabestände gingen auch die Bestände der Seepferdchen in der Nordsee drastisch zurück.

Eine Tierart, die ebenfalls aus der Deutschen Bucht verschwunden ist, ist der Europäische Stör (Acipenser sturio). Diesem imposanten Fisch, der bis zu sechs Meter Länge erreichen kann, wurde es zum Verhängnis, dass man ihm seine Laichwege durch allerlei Gewässerregulierungen verbaute. Gleiches gilt auch für den Atlantischen Lachs (Salmo salar) und den Nordseeschnäpel (Coregonus oxyrhinchus), dessen Bestand laut der Internetplattform fishbase.org als in der Nordsee "erloschen" bezeichnet wird.

Bis in die 1940er Jahre konnten bei Helgoland riesige Mengen von Europäischen Hummern (Homarus gammarus) gefangen werden. Fänge von 80.000 bis 90.000 Stück pro Jahr(!) waren nicht außergewöhnlich, sondern normal. Heute sind es nur noch einige hundert Exemplare.

Bis in die 1960er war es an der Küste ein weit verbreiteter Volkssport, Butttreten zu gehen. Dabei ging man mit den nackten Füßen während der Ebbe in den Prielen auf die Jagd nach Plattfischen in essbarer Größe. Heutzutage muss man schon froh sein, wenn man in einem Priel einen Plattfisch von 2 Eurostückgröße findet. Wenn überhaupt...

Bereits 1983 teilte mir ein Krabbenfischer mündlich Folgendes mit: "Die Krabben, die wir heute fangen, hätten wir wegen zu geringer Größe früher an unsere Hühner verfüttert oder Fischmehl daraus gemacht. Früher fingen wir für den menschlichen Verzehr nur die wirklichen großen Sandgarnelen von etwa 8-10cm Größe." Wie wahr! Heutzutage ist die Durchschnittsgarnele nur noch 5-6cm groß. Denn wegen der Überfischung hat die Sandgarnele damit begonnen, sich immer frührer zu reproduzieren und in immer geringerer Größe geschlechtsreif zu werden.

Mitte der 1980er Jahre begann eine Krankheit, die Seehundsbestände drastisch zu dezimieren. Die Seehundstaupe PDS. Angeblich wurde die Krankheit durch eingewanderte Kegelrobben verbreitet. Eine anderen These zufolge stammten die Erreger der Seuche aus kommerziellen Nerzfarmen...

Ebenfalls in den 1980er Jahren waren Dorsche und Plattfische häufige Beifänge der Krabbenfischerei. Im Jahre 2009 kollabierte der Dorschbestand in Nord- und Ostsee gleichzeitig, während der Plattfischbestand der südlichen Nordsee ebenfalls kollabierte. Das Brisante dabei: Dass der Plattfischbestand zusammenbrach. Denn gerade Plattfische haben eigentlich extrem hohe Reproduktionsraten!

2008 stand fest, dass die einst häufigste Raubschnecke der Nordsee, nämlich die Wellhornschnecke Buccinum undatum, in Teilen der Nordsee ausgestorben ist. Immerhin: Ein reproduktiver Bestand soll angeblich noch nordwestlich von Helgoland existieren. Und im Sommer 2011 fand ich einen einzelnen Laichballen am Norddeicher Strand. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

2010 kam es dann im Frühjahr zu einem neuen Seehundsterben: 1000 tote Seehunde, davon 900 in Schleswig-Holstein. Ob es da wohl einen Zusammenhang mit dem Kollabieren von Dorsch- und Plattfischbeständen gibt? Auffällig: Vor allem junge einjährige Robben fielen einem Lungenwurm zum Opfer, weil die geschwächten Tiere ihrer Beute (nämlich kleinen Fischen) noch nicht so weit folgen konnten, wie das die Alttiere können. Lange Wege zur Nahrung? Das klingt doch irgendwie nach Überfischung?

2010 stellten die Biologen der biologischen Anstalt auf Helgoland fest, dass die großen Brauntange bereits damit begonnen haben, sich in immer größeren Tiefen anzusiedeln. Der Grund: Das Oberflächenwasser der Nordsee ist ihnen "zu warm" geworden! Hält der Trend weiter an, werden die großen Laminarienwälder Helgolands bald nur noch Geschichte sein.

2012
konnte man auf den Ostfriesischen Inseln den wärmeliebenden Zwergeinsiedler der Art Diogenes pugilator in großen Scharen im Flachwasserbereich auffinden. Der Einsiedler der Nordsee Pagurus bernhardus hat dagegen begonnen, sich allmählich rar zu machen. Ob wohl das Verschwinden der Wellhornschnecke etwas damit zu tun haben könnte?


2013 erhielt ich von einem Norddeicher Krabbenkutter einige Exemplare der Schwimmkrabbe Liocarcinus navigator. Diese kommt eigentlich im Ärmelkanal und bis zur westafrikanischen Küste vor. Alle Exemplare waren Weibchen, die meisten trugen Eier. Offensichtlich hat es sich auch bei den subtropischen Schwimmkrabben schon herumgesprochen, dass die Nordsee ein schönes warmes Gewässer zur Fortpflanzung geworden ist! Und nicht nur bei den Schwimmkrabben: Auch Hundshaie (Galeorhinus galeus) wurden im Sommer 2013 häufiger als Beifang der Krabbenfischer angelandet. Dabei handelte es sich meist um Jungtiere. Offenbar nutzt diese subtropische Haiart nun auch in zunehmendem Maße die Nordsee zur Fortpflanzung.

2014
fingen die norddeicher Kutter im April Sardellen. Da das ganze Jahr extrem warm verlief, wurden im Sommer auf Norderney Schwimmkrabben der Art Portumnus latipes bis zum September angertroffen - diese kommen auch an den westafrikanischen Küsten vor. Des Weiteren fingen die Kutter bis Ende Oktober Gestreifte Meerbarben der Art Mullus surmuletus, die eigentlich nur bis zum Ärmelkanal vorkommen sollten. Im November schließlich wurde es amtlich: Mit 12,1°Celsius war die Nordsee im November so warm wie noch nie seit Beginn der amtlichen Messungen von 1969. Die Politik scheint diese Vorgänge weitgehend zu ignorieren. Bis Domina Natura das Schadinsekt Mensch endlich gewaltsam von der Küste wegspülen wird!

2016 fingen die Kutter im Mai und Juni Tintenfische, Kalmare, Gestreifte Meerbarben und Hundshaie. Im August folgten dann noch die Eikapseln der Tintenfische. Außerdem werden die westafrikanischen Schwimmkrabben der Art Portumnus latipes auch immer häufiger gefangen...

2017 war ein Jahr mit einem Schmuddelsommer, regnerisch und schwül. Westafrikanische Schwimmkrabben (Portumnus latipes) gehörten zum Standdardprogramm.

2018 begann kalt und regnerisch bis in den April hinein, Dann wurde der Schalter auf Hochsommer umgelegt. Der Sommer wurde extrem heiß und trocken. Auch an der ostfriesischen Küste wurden Temperaturen von bis zu 33° erreicht. Im kalten Frühjahr fingen die Fischer vermehrt Graue Knurrhähne im Flachwasserbereich bis etwa 5 Meter Tiefe, wegen der Kälte. Denn normalerweise bevorzugt diese Art Tiefen ab 10 Metern und mehr, wodurch ein Fang als späteres Aquarientier so gut wie unmöglich ist. Die sonst häufigen Roten Knurrhähne waren Mangelware! Die Sandgarnelen in den Prielen erreichten während des Hochsommers nur mäßige Größen und die Sandgrundeln stellten sich erst im Spätsommer etwas zahlreicher ein. Felsengarnelen der Gattung Palaemon waren in Norddeich kaum aufzufinden.    

 
 
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