Lobsterkeeping - Nordseefauna2016

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Lobsterkeeping




Haltung von Hummern

Der Europäische Hummer Homarus gammarus kann ohne Scheren eine Länge von 50 Zentimetern erreichen und wurde durch Überfischung und Meeresverschmutzung bei Helgoland fast ausgerottet. Bis heute ist ungeklärt, ob das Bombardement der Felseninsel durch die Briten nach dem 2. Weltkrieg mit zu dem Rückgang der Hummerbestände führte. Auch ist es immer noch nicht ganz geklärt, welche Wanderungen Hummer in der Nordsee genau unternehmen, und wie sich diese auf die Helgoländer Population auswirken. In den 1930er Jahren wurden jährlich etwa 90.000 Hummer bei Helgoland gefangen, heute sind es nur noch wenige hundert Exemplare! Die Biologische Anstalt auf Helgoland züchtet seit einigen Jahren Hummer nach und setzt auch markierte Exemplare wieder aus, um die Wanderungen der Tiere zu erforschen. Lebende Europäische Hummer des Delikatessenhandels kommen heutzutage meistens aus Irland, Schottland, oder der Bretagne, wo es noch respektable Bestände gibt. Des Weiteren züchten die Norweger Hummer seit kurzem in meeresnahen Brutanlagen kommerziell nach. Dabei werden die Brütlinge in 20° warmem Wasser aufgezogen, damit sie schneller wachsen und ihr Verkaufsgewicht möglichst rasch erreichen. Qualitativ entspricht das Fleisch dieser Farmhummer dem wild gefangener Tiere. Entscheidend für eine erfolgreiche Aufzucht ist dabei das Halten der Larven in absolut sauberem, nitratfreien Wasser und die Aufzucht in Einzelbehältern. Hierfür wurden spezielle rondellförmig angeordnete Brutkästen entwickelt, die ständig von frischem Wasser durchströmt werden. Mit diesen Methoden kann der Weiterbestand des Hummers als Art trotz Überfischung und Meeresverschmutzung vorerst als gesichert betrachtet werden. Die Haltung von Hummern im Aquarium ist gut möglich und wird von öffentlichen Schauaquarien gerne betrieben. Hummer können bis zu 100 Jahre alt werden und sind daher immer wieder ein beliebter Publikumsmagnet. Ihr leerer Panzer, das so genannte Exuvium, der nach einer erfolgreichen Häutung übrig bleibt, gibt ein ansehnliches Zierstück ab, mit dessen Hilfe man das Wachstum des Tieres dokumentieren kann. Hummer benötigen eine Höhle aus großen unverrückbaren Steinen, da sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum auch gerne unter Steinen, die auf Sand stehen, eine Höhle graben oder sich eine Bleibe in Schiffswracks oder natürlichen Felsenhöhlen suchen. Möglicherweise führte auch einfach nur die Zerstörung ihrer Höhlen durch das englische Bombardement zu einem Rückgang ihres Bestandes auf Helgoland. Hummer leben in der Natur als Einzelgänger, die kleinere Artgenossen als Futter ansehen. Daher werden sie in Aquarien einzeln gehalten, bzw. es werden ihnen in den Hälterungsanlagen der Delikatessenhändler vorsorglich die Scheren mit Gummibändern gefesselt. Nur zur Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen zusammen, und zwar, nachdem das Weibchen sich gehäutet hat. Sie finden sich durch Pheromone, die das Weibchen bei der Häutung ins Wasser abgibt. Nach der Paarung kann ein Weibchen bis zu 40.000 Eier tragen. Die Larven leben für einige Monate im Plankton, ehe sie sich in kleine Hummer umwandeln. Hummer können grundsätzlich auch mit Fischen vergesellschaftet werden, wenn das Aquarium diesen genug Ausweichplätze bietet, oder wenn die Fische sehr klein sind, so dass der Hummer sie nicht als Beute packen kann. Ist das Aquarium zu klein, kommt es zu Übergriffen. Hummer fressen tote Fische und knacken Muscheln und andere Krebse. Sie bevorraten auch überschüssige Beute neben ihrer Höhle, da diese unter natürlichen Bedingungen lange frisch bleibt. Hummer besitzen zwei verschiedene Scheren, die mit unterschiedlichen Funktionen  versehen sind. Die eine Schere ist mit feinen Zacken versehen, und dient dem Hummer zum Festhalten der Beute, während die andere grobe Buckel hat, mit denen der Hummer hartschalige Beutetiere aufknacken kann. Dabei können dem enormen Druck selbst die dicken Gehäuse von Wellhornschnecken nicht widerstehen. Daher besitzen Hummer immer eine Greifschere und eine Knackschere, wobei diese nicht immer auf einer bestimmten Körperseite zu finden sind. Somit gibt es also Rechtshänder und Linkshänder bei den Hummern. Eine der Hauptfunktionen der Scheren ist es, den eigenen Unterschlupf, der meist aus einer Höhle oder Spalte zwischen Felsgeröll besteht, gegen Artgenossen zu verteidigen. Schon Junghummer schieben sich mit ihren Scheren gegenseitig aus dem Weg, wenn sie sich begegnen. Dabei tritt der schwächere meistens den Rückzug an, ohne dass er eine Schere verliert. Ist allerdings der eine Hummer deutlich größer als der andere, kann es vorkommen, dass der größere den kleineren auffrisst. Die vorderen beiden Beinpaare des Hummers enden ebenfalls in kleinen Scheren, mit denen der Hummer nach Nahrung tastend über den Boden läuft. Kleine Beutestücke werden so den Kiefertastern zugeführt und gefressen. Wegen der Übernutzung der Europäischen Hummer wird im deutschen Feinschmeckerhandel meistens der aus Kanada oder den USA importierte Amerikanische Hummer gehandelt. Diese Art hält auch den Weltrekord unter den Ritterkrebsen, da bereits ein Exemplar von 1m Länge gefangen worden ist. Solche großen Exemplare wiegen mit Sicherheit mehr als 10 Kilogramm und sind älter als 100 Jahre. Da solche Ausnahmetiere extrem selten in die Fallen gehen, werden sie unter Feinschmeckern zu Phantasiepreisen gehandelt. Allerdings enthalten sie in den Scheren im Verhältnis betrachtet erheblich weniger Fleisch als ein 600 Gramm schwerer kleiner Hummer. Daher ist ein kleiner Hummer immer der qualitativ bessere für den Feinschmecker.

 
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